Stellen Sie sich vor, Sie bekommen viel Post. Wie sieht so ein Brief aus? Meist ist er weiß, viereckig und trägt vorn drauf Ihre Anschreift. Rechts oben ist (hoffentlich) die Briefmarke und dann? Jetzt wüßten Sie auch gern, von wem er ist. Entweder, der Absender steht oben links oder auf der Rückseite. Jippi! Tante Frida aus Bielefeld hat geschrieben!
Und dann ist da noch ein Brief von Onkel Fips, ja, ist ja bald Weihnachten, da muss man ihm doch mindestens eine Karte zurück schicken, und dann noch von Schwester Gertrud und Freundin Stefanie. (Hach, dass die sich auch noch mal meldet……)
Tja, und dann kommen die ganzen offiziellen Briefe: Frau Greber, nanu, die kenne ich ja gar nicht. Herr Trombas, ups, den kenne ich auch nicht. Frau Tschoeicktugä, oha, noch nie gehört.
Etwas verwirrt setzen Sie sich in Ihren Schaukelstuhl und öffnen den Brief von Frau Greber. Ach! Das ist ja die neue Sprechstundenhilfe von meinem Zahnarzt. Da ist die Rechnung drin. (Naja, hätte er ja auch ein bisschen billiger machen können – für so einen kleinen Zahn).
Jetzt ist der Brief von Herrn Trombas dran. Ach nee, das ist der neue Assistent von meinem Bankberater. Na, der hatte ja eine so schlecht sitzende Krawatte. Und das viele Gel im Haar, nee, ich weiß nicht.
Aber Frau Tschoeicktugä…… Püh! Also wirklich, wer ist denn das…. Liebe Frau XY, heute schreibe ich Ihnen …… blablabla …… Grab Ihres Vaters schon 30 Jahre …… blablabla …… möchten wir Sie bitten, festzustellen, ob Sie die Grabpflege verlängern wollen …… Ach so! Das ist das Beerdigungsinstitut, dass wir damals beauftragt haben.
Was würden Sie dazu sagen, wenn Sie von der Helferin Ihres Zahnarztes einen offiziellen Brief mit deren Absender erhielten, statt mit dem Absender Ihrer Zahnarztpraxis? Wie verhielten Sie sich, wenn der Assistent Ihres Bankberaters einen Brief mit seinem Absender schickte? Und wie empört wären Sie über die Pietätlosigkeit eines Bestattungsunternehmens, wenn deren Vertreterin einen so persönlichen Absender nutzte, anstatt den Stempel des Hauses, in dem sie arbeitet?
Glauben Sie nicht? Journalisten passiert das täglich mehrere hundert Male mit den Mails, die sie bekommen. Sehr viele Pressevertreter, insbesondere diejenigen, die niemals im Journalismus tätig waren, schreiben ihren eigenen Namen in den Absender, statt den ihrer Firma oder wissenschaftlichen Institution. Diese Absender beschränken sich häufig nicht nur auf ihren Vor- und Zunamen, sondern lassen die Absenderzeile zu kaum überschaubarer Größe mutieren. Hier bleibt es nicht bei Nina Müller, nein, da ist es dann die Diplom Ökotrophologin Angelika-Nora Musterfrau, oder der Dipl. Journalist, Assessor Hans-Werner Freiherr von Musterstadt-Leopoldsdorf. So charmant die Führung traditionsreicher Geschlechter auch sein mag. Dem Empfänger hilft das nur bedingt.
Was ist eine Filiale für einen Journalisten? Beispielsweise haben viele Firmen deutschlandweit oder gar weltweit Niederlassungen. Dabei stellen sie die unterschiedlichsten Produkte her. Eine Firma X stellt beispielsweise in Hamburg Toiletten, in Schwenningen Duschköpfe, in München Armaturen her. So ist es am sinnvollsten, wenn im Absender „Firma X – München“ steht.